Hauptstädte sind Keimzellen für grosse kulturelle Bewegungen. Von Paris schwappte die Nouvelle Vague über, aus Kopenhagen der Minimalismus. Berlin brachte den Expressionismus in die Welt, London Punk und Britpop. Und Bern so? Mani Matter, Erich Hänzi. Dann lange nichts. Wollen wir uns vor diesem Hintergrund nicht lieber wieder hinlegen?
Au contraire: In der unteren Altstadt existierte bereits in der zweiten Nullerhälfte ein Ort Namens Sous Soul. Ein heller und warmer Zwergstaat im Gewölbekeller. Ein inklusiver Ort der Kongregation, an dem Liberale und Konservative, Atheistinnen und Orthodoxe, Hipster und Boomerinnen sich kontrovers battlen, um sich anschliessend die Hände zu reichen.
Das alte Sous Soul war ein gigantischer kreativer Indoorspielplatz der Popkultur. Im Sous Soul konnte man an ganz normalen Dienstagabenden Schauspielerinnen erleben, die Talkshows moderieren, Schriftsteller die über Fusball schreiben und Musikerinnen, die für Gäste kochen. Nur über das, was Köche taten, muss der Vorsicht halber ein soundgeproofter Mantel des Schweigens liegen.
Für einige Jahre atmete das Sous Soul den warmen Wind von Liebe und Freiheit, und glitt anmutig und stark durch die Wogen des Ozeans der urbanen Kultur. Nichts, so mochte man glauben, konnte es stoppen. Doch dann kam Frou Müller.
